Schon als Teenager war mir völlig klar: Ich würde auch weiter arbeiten, sollte ich eines Tages Kinder haben. Ich spürte den tiefen Wunsch in mir, mit meinem Leben etwas für Gott bewirken und meine Begabungen für andere Menschen einsetzen zu wollen. Immer wieder fragte ich Gott nach seinen Plänen, die er für mein Leben hat und war gespannt, welchen Weg er mich führen würde. Ich war bereit, alles hinzugeben, um dort zu landen, wo er mich haben wollte.
Und dann wurde ich Mutter.
Nach 14 Wochen Mutterschaftsurlaub kehrte ich mit einem Teilzeitpensum an meinen Arbeitsplatz zurück – an den Ort, an den Gott mich drei Jahre zuvor klar geführt hatte und von dem ich wusste, dass es der richtige Platz für mich war. Ich freute mich auf den ersten Arbeitstag wie ein Kind auf seinen Geburtstag. Voller Elan stürzte ich mich wieder in die Arbeit. Ich war zurück – das Leben konnte weitergehen. Doch dieses Hochgefühl hielt nicht lange. Obwohl ich mich voll meiner Arbeit widmete, fühlte sie sich plötzlich bedeutungslos an. Ich hatte nicht mehr das Gefühl etwas bewirken zu können und stellte mich und meine Arbeit in Frage. War das wirklich noch der Ort, an dem Gott mich haben wollte? Ich wünschte mir mein altes Leben zurück – diese Sicherheit und Klarheit, am richtigen Ort zu sein und mein Leben aktiv für Gottes Königreich einsetzen zu können. Die vielen Veränderungen, die das Muttersein mit sich brachte, hinterliessen ihre Spuren.
Diese Unsicherheit und Unzufriedenheit rieb mich auf und ich versuchte mit allen Mitteln mein Leben wieder gerade zu biegen. Die Aufgaben als Mutter forderten so viel Energie von mir, dass sie alle anderen Lebensbereiche durcheinander brachten und in den Hintergrund drängten. Und ich kämpfte so gut es ging dagegen an. Ich betete wie wild gegen verstopfte Nasen, drückende Zähne oder lange Einschlafprozedere. Wenn Gott doch nur endlich zu Hause alles wieder in Balance bringen würde, dann hätte ich wieder mehr Zeit und Energie, mich in die wirklich wichtigen Dinge im Leben zu investieren. Doch egal wie glaubensvoll, leidenschaftlich oder erschöpft ich betete, es veränderte sich einfach nichts.
Irgendwann in einer dieser Nächte, in denen man stundenlang auf dem kalten Fussboden neben dem Kinderbett sitzt, nahm ich einen Strategiewechsel vor. Wenn es nicht funktionierte, die äusseren Umstände zu verändern, blieb mir nur eine andere Option: Ich musste mich um mein Inneres kümmern. Das war das Einzige, das ich noch verändern konnte. So fing ich an, für Kraft und Ausdauer zu beten, für Klarheit, Weitsicht und kreative Lösungen. Anstatt Gott meine ganzen Änderungsvorschläge an den Kopf zu werfen, begann ich mit ihm über meine Gefühle der Bedeutungslosigkeit, Einsamkeit und Leere zu sprechen. Durch diese ehrlichen, inneren Gespräche bekam ich wieder einen Blick für den Weg, den Gott mit mir angefangen hatte, bevor ich Mutter wurde. Ich sah den roten Faden, der sich durch die vorangegangenen Lebensphasen zog und versuchte, ihn wieder neu zu ergreifen. Es war, als wollte Gott mir auf eine prozesshafte Art und Weise sagen: “Debi, dein Muttersein hat nichts am Kern deines Wesens verändert. Ich weiss, welche Wege ich mit dir gehen möchte und führe dich, wenn du dies zulässt – auch in dieser Phase deines Lebens.”
Auch heute hadere ich manchmal noch mit der aktuellen Lebensphase. Aber ich halte daran fest, dass der Weg, den Gott mit mir gehen möchte, nicht durch äussere Umstände definiert wird, wenn er mit mir mitlaufen darf. Ich weiss, dass er diese Lebensphase mit einkalkuliert hat und dass er trotzdem – oder gerade deswegen – mit mir ans Ziel kommen wird.
Debi Wey
Vielleicht hast du es nicht mehr mit wachsenden Zähnen zu tun sondern mit Konflikten in der Schule oder verrücktspielenden Hormonen, stehst aber vor ähnlichen Fragen wie ich damals:
- Wo ist der rote Faden in meinem Leben?
- Wie geht Gott mit mir den Weg trotz veränderter Lebensumstände weiter?
- Was kann ich in meiner aktuellen Phase lernen und wo braucht es aktive Schritte der Veränderung oder Anpassung von mir?
Learning Community zum Blog “Den Faden nicht verlieren”
Bei WE WORK unterstützen wir uns als berufstätige Mütter gegenseitig, um fokussiert durch diese anspruchsvolle Lebensphase gehen zu können. Wir verstehen unsere Berufung und das Wachsen da hinein als einen ganzheitlichen Prozess, der alle unsere Lebensbereiche umfasst. Gewisse Learnings machen wir bei einer beruflichen Weiterbildung, andere mitten in der Nacht am Kinderbett. Dafür braucht es Gleichgesinnte, die mit einem diesen Weg gehen und Vorgängerinnen, von denen man lernen kann. Deshalb treffen wir uns viermal pro Jahr online um als Gleichgesinnte voneinander zu lernen, und uns zu ermutigen, an den Themen oder Menschen, die Gott uns neben unserer Familie anvertraut hat, dran zu bleiben.
Werde Teil dieser Learning Community und schliesse dich uns an:
Montag, 2. November von 20:15 – 21:45 Uhr (online)
Die Learning Community findet online statt. Der Link dazu wird nach der Anmeldung verschickt. Die Teilnahme ist kostenlos.
Wir freuen uns auf dich,
Debi, A. und Michèle